Politische Bildung

Politische Bildung im Landkreis Ebersberg

Politische Bildung und politisches Engagement von Bürgern betrifft verschiedene Bereiche. Das Engagement für die Umwelt, für Gleichberechtigung der Geschlechter sowie gegen Antisemitismus und Diskriminierung jeglicher Art gehören ebenso dazu, wie das Wissen über Wahlrecht, Kommunalpolitik und eigene Beteiligungsmöglichkeiten hierbei. Wer fühlt sich gehört? Wer nicht? Wer verweigert sich der Auseinandersetzung oder hält sich einfach raus? Wie betreffen diese Themen die Landkreisbürger?

Der Unmut über politische Entscheidungen, welche die Gesellschaft verändern, zeigt sich zunehmend in Form von Demonstrationen und in sozialen Netzwerken. Zunehmend wird auch über das Gefühl berichtet, nicht offen sprechen zu können. Davon wird auch unser Landkreis nicht verschont bleiben. Aktivitäten zur politischen Bildung sollten also darauf zielen, diesem Phänomen entgegenzuwirken. Es soll Raum für Austausch geben. Für alle Bürger. Auf allen Ebenen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Nur so kann ein Konsens gefunden werden, wie das Zusammenleben nach demokratischen Werten aussehen kann.

Ein wichtiger Aspekt im Kontext politischer Bildung ist die sich verändernde gesellschaftliche Zusammensatzung durch die Integration neuer Landkreisbürger. Denn gesellschaftliche Herausforderungen ändern sich mit der Zusammensetzung der Gesellschaft. Es gilt neue Gruppen zu integrieren, in ihrem Ankommen zu unterstützen, ob mit Sprache, Bildung oder Arbeit. Wie verlaufen diese Prozesse? Manchmal ohne großes Zutun sehr gut, schnell und erfolgreich. Manchmal gar nicht. Alles bleibt parallel. Dann ist es kein Zusammenleben. Es wird nicht ausreichen, die demokratischen Werte von der aufnehmenden Gesellschaft einzufordern und die politische Bildung allein auf diese Gruppe auszurichten. Wenn die Aufgenommenen außen vor gelassen werden, wissen wir nicht, ob sie unsere demokratischen Grundwerte teilen und welche Werte sie ihren Kindern weitergeben. Es gilt daher, auch die neuen Mitbürger in die Verantwortung zu nehmen, sich mit demokratischen Werten auseinanderzusetzen und ihren Teil zu einem guten Zusammenleben beizutragen.

Mit der genaueren Betrachtung von Informationsquellen und dem Einfluss sozialer Medien könnte die Bedeutung einer differenzierten Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen für eine „kompetente Meinungsbildung“ beleuchtet werden. Durch die Nutzung sozialer Medien sind wir ständiger Beobachtung und Bewertung ausgesetzt. Auch wenn die Präsenz in den sozialen Medien frei gewählt ist, ist sie insbesondere für junge Menschen dem „Druck“ geschuldet, dabei zu sein, sichtbar zu sein. Andere wiederum nutzen die grundsätzliche Möglichkeit, in diesem Kommunikationsfeld anonym zu bleiben, um sich eben nicht für veröffentlichte Inhalte verantworten zu müssen. Die Sichtbarkeit der einen führt in dieser Konstellation aber zur Angreifbarkeit und damit bei jedem öffentlichen Auftritt zu der Frage: Was unterstützt man für andere sichtbar und warum? Was nicht und warum nicht? Die Auseinandersetzung mit den Themen an sich verliert zunehmend an Bedeutung. Vielmehr geht es darum, was nimmt das – durch diese sozialen Medien extrem erweiterte – soziale Umfeld von einem wahr? Und wie wird man beurteilt bzw. verurteilt? Das Sichtbare in den sozialen Medien ist also eine verzerrte Darstellung, nicht selten dem (vermeintlich) sozial erwünschten Verhalten geschuldet. Dabei werden einige Aspekte verstärkt, andere marginalisiert. Auf diese Weise haben die neuen Technologien einen unkontrollierbaren Einfluss auf die Meinungsbildung der Bürger. Das Verstehen gesellschaftlicher Problematiken und Entwicklungen sowie eine lösungsorientierte Auseinandersetzung geraten dabei ins Hintertreffen. Für Demokratiekompetenz – das Ziel politischer Bildung – reicht aber nicht, als „Befürworter“ bzw. „Gegner“ von etwas wahrgenommen werden zu wollen, um keine persönlichen Nachteile zu haben, um dazuzugehören. Demokratiekompetenz sollte beinhalten, dass man sich mit Themen auseinandersetzt, das für und wider für sich und im Austausch mit anderen frei und offen diskutiert und schließlich zu einer eigenen Meinung findet. Frei von Beobachtung und Beurteilung.

Politische Bildung im Landkreis Ebersberg soll für alle Bürger relevant sein. Auch hier gilt unser Motto: „Kein Talent darf verlorengehen“. Unabhängig von Alter, sozialem Status, Herkunft oder Weltanschauung. So können anlassbezogene Diskussionsrunden mit oder ohne externe Gäste, regelmäßige Austauschforen sowie Filmvorführungen oder Ausstellungen mit anschließender Diskussion zu den aktuellen Themen organisiert werden, in Schulen, Gemeinden und auf Landkreisebene. Die eingangs genannten Themen politischer Bildung - Umwelt, Gleichberechtigung, Antisemitismus, Diskriminierung, Wahlrecht und Kommunalpolitik - sollen dabei immer auch unter den Aspekten der Integration und dem Einfluss von Informationsquellen zur Meinungsbildung sowie ihrer Relevanz für das „hier und jetzt“ der Landkreisbürger thematisiert werden.

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